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Versuch: Zuordnung

VERSUCH: ZUORDNUNG

Wie oft geschieht es, dass man Künstler einem in der Kunstwelt gebräuchlichen Oberbegriff, der eine Stilrichtung, eine Malergruppe oder eine Schule definiert, zugeordnet sieht. Einige die nicht zuordnenbar sind, bekommen dann den Stempel von Stilpluralismus aufgedrückt, wofür ich hier Friedensreich Hundertwasser als Beispiel anführen möchte. Man ist daher gezwungen Kunstwerke zu beschreiben, sich auf sprachlichem Gebiet zu bewegen, um den Versuch einer Umschreibung zu finden, um die Formsprache und auch die Wirkung der Kunst, dieser voller Kreativität schaffenden Künstler, zu vermitteln.

Bei Iven Orx und Aaron Vinn treffen wir auf einen Fächer, den kretives Schaffen darstellen kann. Ihre keinesfalls heimliche Liebe gilt dem Umgang mit Lichtfülle, wobei sie durch gekonnte Streuung oder Bündelung die Wege des Lichtes, ganz gleich ob natürlich oder künstlich, über die Leinwand und auch den Rahmen hinausgehen lassen, sie so ihre ohnehin schon grosse Formate noch weiteren Raum greifen lassen.  Wären Mauern nicht als Träger der Kunstwerke nötig, ihre Objekte und Arbeiten auf Leinwand würden ufogleich am Horizont in unsere Welt herabsinken und die Grenzen zwischen Himmel und Erde verwischen.

Man muss einfach hinsehen, sich damit auseinandersetzen, denn diese Kunst macht etwas mit uns, dem Betrachter. Einige sprechen von Kitsch, andere rühmen es gute Kunst und hunderte von weiteren Aussagen dazu sind vorstellbar. In einem Punkt aber treffen sich alle, denn so etwas hat man noch nicht oft gesehen und schon zeichnet sich eine noch unbenannte Stilrichtung am Markt ab.

Wenn man die Kunst aus den Farbpigmenten Yves Kleins betrachtet, die strahlend fasziniert und  vor allem sein Blau durch Streuung unglaublich erstrahlen lässt, oder Jeff Koons Arbeiten, der mit seinen bunten Objekten grossformatiger spiegelnder Flächen brilliert, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, dass den monochromen Arbeiten des Erstgenannten ihre Fortsetzung in multichromen und glitzernden Farben, wie wir sie bereits in Zeiten des Jugendstils und in anderen Kulturen gesehen haben, finden.

Das Künstlerduo Iven Orx und Aaron Vinn gehen diesen Weg konsequent, ohne zuordenbar zu  einem bestimmten Kunststil, einer Kunstschule oder eine Künstlergruppe zu sein, sind glaubwürdig Wegbereiter, die frühe Arbeiten wie den progressiven Weg und ihre Vision von Licht und dessen Reflektionsmöglichkeiten ebensowenig ausser Acht lassen, wie auch die Notwendigkeit, sich mit ihrem handwerklichen Können auch kommerzieller Kunst nicht zu versagen. Vollblutkünstler, die Abwege nicht zulassen.

 

M.D. Gengriel
Kunstkritiker

Juni, 2019

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Bericht eines Sammlers

Bericht eines Sammlers

Den Haag,  Juni 2019

 

 

So vieles ist bereits über Iven und Aaron publiziert und man tut eigentlich gut daran, diese beiden Kunstschaffenden in Köln einmal in ihrem Atelier zu besuchen und sich selber persönlich ein Bild von ihrer Kunst und ihnen zu machen. Jaja, ich weiß, Max Frisch hat gesagt, man soll sich kein Bildnis machen, aber wenn man sich mit Arbeiten von Künstlern auseinandersetzt, sollte man sich die Zeit für einen Besuch durchaus nehmen;durch stetige Erderwärmung erfährt der Begriff Zeitgenössische Kunst durch ihre Werke  eine nennenswerte und der Zeit entsprechende Ergänzung. Für unsere Sehnsucht nach gleißendes Sonnenlicht ist eine Reise gen Süden nicht mehr nötig. Unsere innewohnende Offenheit für Farbenfreude bedarf immer weniger derartiger Trips. Bei aller berechtigter Dramatik in Sachen Erderwärmung, die Welt der Kunst wird farbiger. Architekten bauen wie im Süden bunte Häuser, die auch dem Wunsch nach Kühle und Schatten an den heißen Tagen entsprechen. Streuung von Licht ist in derartig gestalteten Räumen Thema, man arbeitet mit reflektierenden Flächen oder mit streuendem Glitter. Der Materialmix bei Architektur und Design beeinflusst auch die Kunst, man nimmt Ideen auf, die bisher nur aus den klassischen Urlaubszielen vertraut sind. Edles Silber und freundliche atmosphärische Farben nehmen keine Kühle von Räumen und gold-gelbes Licht sorgt für ein Gefühl von  Wärme an den frischeren Tagen. Ich bin mir sicher, dass bereits an einigen Universitäten dazu geforscht wird und entsprechende Untersuchungsergebnisse vorliegen.

Aus Dorian Gray kennen wir, dass alle Kunst zugleich Oberfläche und Symbol sei. Sammler wie ich sind mehr und mehr bereit den Schritt auf farbenfrohe stimulierende Kunst zu zu wagen. Was einst Yves Klein geschaffen hat, fand weiteren Zuspruch bei den flächig spiegelnden Arbeiten von Jeff Koons und die von Opulenz des Glitzers bestimmten Arbeiten von Iven und Aaron sind gewiss der nächste Schritt, auf den die Kunstwelt sich bereits vorbereitet. Es gibt sie bereits, Sammlungen dieser Art. Aus dem vermeintlich feststehenden Begriff *Licht und Schatten* wird der Notwendigkeit entsprechend sicher schon bald der von  *Schatten und Licht* gleichbedeutend sein, denn die Zeiten verändern sich und wir tun es in ihnen, hier in Bezug auf die Wertstellung der Lebensqualität aller Menschen in sich kontinuierlich erwärmender Umwelt.

Gut, es ließe sich jetzt leicht wieder die Diskussion über den Wert von Kunst entfachen, aber das ist ein endloses Thema, welches Galeristen wie Kunsthändler Sammler und kunstinteressierte Menschen, die ihr Geld anlegen wollen, im selben Moment aber auch zunehmend in ihre Lebensqualität investieren wollen führen.

Die Begrifflichkeiten unter denen sich Sammler wie Kunstliebhaber finden sind vielfältig. Respekt bis hin zur “Angst“ bei Neuankäufen von Kunst sind durchaus allgegenwärtig. Heute aber weiß man auch um die Möglichkeiten, die man als Sammler im Sinne des Marktes nutzen sollte, indem man auch bereit ist geschmacksbildend zu agieren und durchaus auch die Kardinalaussage: „Gefällt mir, gefällt mir nicht!“ zulassen sollte.

Ich habe erlebt, dass Sammler urplötzlich alterten, was ich so interpretiere, dass sie mit Ihrer Sammlung wie in einem Vakuum gelebt haben. Gründe hierfür sind vielfältig. Ich bejahe das Leben, liebe die Künste, vor allem die Zeitgenössische Kunst, ganz gleich ob nun von bildenden oder nicht bildenden Künstlern geschaffen.

Unter den Künstlern, die ich schätze, befindet sich ganz sicher auch das Duo Iven Orx und Aaron Vinn und ich wünsche mir, dass sie bald ein größeres und finanzierbares Atelier finden, um weitere ihrer vielen Ideen zu kreieren und umzusetzen, die bisher noch in Ihren Ideenbüchern schlummern.

 

 

Ein Kunstsammler
(Name und Anschrift sind der Galerie bekannt)

 

 

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Das immersive Kunst-Environment von Iven Orx & Aaron Vinn

Das immersive Kunst-Environment von Iven Orx & Aaron Vinn

Inmitten von Köln, der heimlichen Hauptstadt der Kunst in Deutschland, befindet sich ein besonderer Ort. Hier leben und arbeiten die Künstler Iven Orx & Aaron Vinn. Die Atelierräume, das Fotostudio, sowie die Lagerräume für die auf die Hängung wartenden Kunstwerke, dieses Kreativ-Duos, sind nach Anmeldung frei zugänglich und nicht nur für ihre Sammler eine bekannte Adresse.

Der Gast, dieses Juwels in der Metropole am Rhein, erkennt schnell: Dieser Ort ist Einzigartig. Unterschiedliche Realitätsebenen beziehen jeden mit ein und machen mannigfaltige Erfahrungen möglich. Beim durchstreifen der Welt, hochwertiger, glitzernder, Lichtinstallationen, fliegenden Vögeln und wie Einzelblätter eines Künstlerbuches präsentierten Gemälden, kann er die diversen Objekte selber bespielen und zum Leben bringen. Künstlerhüte laden zum Aufsetzen ein, was diesen Ort auch zu einem Ort des Friedens macht, denn Stahlhelme und andere aggressive Kopfbedeckungen fehlen hier gänzlich, wie z.B. auch die Tarnkappe welche Alberich dem Siegfried überlassen musste.

Zwischen den Kunstwerken präsentiert sich dem Besucher die Biografie der Künstler, in einzelnen Stationen. Hier trifft er auf Elemente aus deren Schaffensperioden, unterstützt durch unzählige Fotografien und Objekte, die als Zeitzeugen der Vergangenheit wirken. Durch ein geheimnisvolles Fenster kann er einen Blick in das Atelier hineinwagen, um das Geheimnis der Meister zu entdecken. Er kann den “Ort der Zukunft“ sehen, wo ihre sagenumworbene Kunst entsteht.

Die Ausgestaltung der Räumlichkeiten mit Kunstwerken, Objekten, Licht und Klängen, steht in einem speziellen Verhältnis zueinander. Das Ziel ist die Überwindung des „gewohnten Blickes” des Betrachters auf die einzelnen Kunstwerke. Statt dessen soll die Aufmerksamkeit auf das künstlerische Œuvre der Künstler gerichtet werden. Der Betrachter erlebt eine Ordnung, die das Leben der Künstler als ein Gesamtkunstwerk ergibt. Eine Welt die er gemeinsam mit ihren Erschaffern begeht. Es ist somit auch eine „Process Art“ die dem Betrachter die Entwicklung der Künstler aufzeigt, warum und wie die Künstler leben und die Kunstwerke entstehen.

Diese Installation, die seit 2008 entsteht, wird als „Work in Progress“ verstanden.

Kunstkritiker M.D. Gengriel

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Interview “Tu, was du willst: die Freiheit der Kunst jenseits aller Schubladen”

Interview: “Tu, was du willst: die Freiheit der Kunst jenseits aller Schubladen”

„Tu das, was du willst.” Das ist die Message von Iven Orx & Aaron Vinn, einem angesagten Künstlerduo mit eigenem Offspace in Köln. Ihre Kunst ist einfach anders, jedes ihrer Kunstwerke ist eigen, passt in keine Schublade. Und das ist gut so, finden die beiden Quereinsteiger. Ihre Kunst, auf die einfach kein Etikett passt, begeistert inzwischen Kunden aus aller Welt. „Wenn man sich einem Stil unterwirft, dann schränkt man sich selbst ein.“ Im Interview erzählen sie von ihrem ungewöhnlichen Einstieg in die Welt der Kunst und was ihre Art zu arbeiten und zu erschaffen mit Freiheit zu tun hat.

business-on.de: Wie habt ihr beide euch kennengelernt?

Iven Orx: Wir haben uns hier in Köln in einer Bar kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir beide noch nicht, dass wir Künstler sind. Wir kamen ins Gespräch, fanden uns sympathisch und so ist der Kontakt entstanden. Das ist jetzt ca. 15 Jahre her.

business-on.de: Wie seid ihr dann zur Kunst gekommen?

Iven Orx: Wir haben uns irgendwann entschlossen, in Köln gemeinsam in eine WG zu ziehen. Eines Abends saßen wir zusammen und uns fiel auf, dass unsere beiden Väter malten. Es waren keine professionellen Künstler, sondern einfach kreative Menschen, die das mal gemacht haben. Darüber haben wir gesprochen und uns gefragt, wie es wäre, wenn wir auch malen würden. Das war der Anfang von allem. Da waren wir ungefähr 20 Jahre alt.

Wir haben dann am selben Abend noch Malutensilien, kleine Leinwände und Farben gekauft und losgelegt. Zu unserem eigenen Erstaunen waren die Menschen von dem, was wir gemalt haben, begeistert. Dann haben wir unsere ersten Bilder bei eBay in Amerika eingestellt und nach ein paar Tagen waren alle verkauft. So haben wir uns gesagt, dass da irgendein Zauber sein muss und wir das weitermachen sollten. Außerdem hat es uns so viel Spaß gemacht, dass wir innerhalb kürzester Zeit unsere Wohnung in ein Atelier verwandelt haben. Überall waren Farben und in jeder Ecke standen Leinwände. Es kam dann einfach immer häufiger dazu. Ein paar Monate später mussten wir unsere Möbel verkaufen, um Platz zu schaffen. Als es dann nicht mehr weiterging, haben wir uns nach einem Atelier umgesehen. Am Neumarkt in Köln, in einer ehemaligen Marzipanfabrik, fanden wir genau das, was wir suchten. Das hat uns so gut gefallen, dass wir sagten: Ok, wir versuchen es. Wir springen jetzt ins kalte Wasser und richten uns hier ein, mit einem eigenen Offspace. Das ist jetzt 12 Jahre her.

business-on.de: Habt ihr vorher eine Berufsausbildung gemacht oder studiert?

Iven Orx: Ja, wir haben zuerst beide kaufmännische Berufe gelernt, aber das war nicht das Wahre für uns. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nicht das Richtige gefunden, sondern suchten noch nach unserer Erfüllung. Wir haben dann beide erst einmal gejobbt.

business-on.de: Ihr habt angefangen zu malen. Inzwischen habt ihr auch Vögel und andere phantasievolle Werke geschaffen. Wie kam es dazu, auch solche Projekte umzusetzen?

Iven Orx: Ja, das kam mit der Zeit. Begonnen haben wir mit den normalen Kunstwerken, dann haben wir die Welt bereist und viele Museen besucht. Dabei fanden wir die Kunst oft etwas traurig und langweilig. Wir sahen viele schwarze Kunstwerke und dunkle Bilder und da haben wir bemerkt, dass wir genau das nicht wollen. Wir wollen, dass unsere Kunst fröhlich ist, dass sie den Menschen viel Freude bereitet und ihnen Glück spenden kann. So haben wir uns nach und nach entwickelt und irgendwann auch versucht, mit anderen Materialien zu arbeiten. Mit Gold, Glitzer und bunten Farben. Dabei merkten wir, dass wir die vorhandenen Farben nicht gut fanden. Deshalb haben wir angefangen, unsere Farben selbst herzustellen. Damit sie leuchtender sind, mehr Kraft und Power haben. Und so sind unsere Werke immer bunter und fröhlicher geworden.

business-on.de: Was war euer allererstes Werk?

Iven Orx: Das sind zwei kleinere Aquarelle und sie hängen in unserer Ausstellung. Oben ist der Wotan und unten ist die Walküre, so heißt das Werk auch. Die sind unverkäuflich. Die möchten wir gern behalten, sie bringen uns Glück. Das ist wie bei Dagobert Duck mit seinem ersten Penny.

business-on.de: Was fasziniert euch an Kunst?

Aaron Vinn: Die Freiheit. Wir können machen, was wir wollen, wir können nehmen, was wir wollen, können zusammenstellen, was wir möchten. Eigentlich ist es nur so, dass etwas Geist bekommt, und das ist gleichzeitig die Herausforderung.

Iven Orx: Und dass wir uns verwirklichen können. Wir haben festgestellt, und das ist uns auch von anderen gesagt worden, dass wir mit unserer Kreativität begnadet sind. Dieses Geschenk möchten wir den Menschen gern weitergeben. Wir wollen den Menschen mit unseren Werken ein Stück Himmel auf die Erde bringen. Und jeder Mensch kann mit diesem Stückchen Himmel ein bisschen glücklicher sein. Das ist das, was uns fasziniert, wenn Kunden oder Interessenten zu uns kommen: wie sie dann schwärmen und wir in ihre leuchtenden Augen sehen. Egal, ob Kinder oder Erwachsene. Das ist unser Lob und das gibt uns die Kraft, weiterzumachen und immer neue Kunstwerke zu erschaffen.

business-on.de: Wo kommen eure Kunden her?

Iven Orx: Mittlerweile kommen sie aus der ganzen Welt. Aus Belgien, Dänemark, den Niederlanden und auch aus Schweden. Da unterhalten wir uns dann immer auf Schwedisch-Deutsch. Aber überwiegend kommen sie tatsächlich aus der Region über Mundpropaganda, weil wir inzwischen so etwas wie ein Geheimtipp unter den Künstlern sind.

business-on.de: Woher kommen eure Ideen?

Iven Orx: Also, wir haben jeden Tag bestimmt hundert verschiedene Ideen. Mittlerweile schreiben wir einige davon auf. Ja, die Ideen sind einfach auf einmal da. Wir haben also keine Probleme mit kreativen Ideen. Wir haben vielmehr ein zeitliches Problem. Deswegen arbeiten wir auch viel nachts, weil es da einfach viel ruhiger ist.

Aaron Vinn: Es ist aber auch oft so, dass manche Kunstwerke als Idee geboren werden und wir uns sagen, dass wir z. B. die Queen auf eine andere Art und Weise darstellen wollen. Dann entwickelt sich erst im Laufe der Zeit etwas daraus. Manches fängt auch ganz klein an und wird dann auf einmal riesig groß. Wie unsere Marilyn Monroe. Ganz am Anfang war sie noch ohne Hut, einfach nur gemalt. Dann bekam sie noch echte Haare und es kamen immer weitere Sachen hinzu. Also „work in progress“.

Iven Orx: Und Marilyn Monroe ist immer noch nicht fertig. Sie bekommt sicher auch noch Licht.

business-on.de: Wie würdet ihr selbst euren Stil beschreiben?

Iven Orx: Hm. (überlegt) Eigentlich haben wir gar keinen Stil. Wir möchten auch gar keinen Stil haben. Wir denken, wenn man sich einem Stil unterwirft, dann schränkt man sich selbst ein. Wenn man nur abstrakte, expressionistische Bilder malt, dann ist man in den Augen der Welt in so einer Art Schublade. Und das möchten wir nicht. Wir möchten einfach freigeistig arbeiten und das tun, wozu wir Lust haben. Wenn wir also einen Vogel machen möchten, dann machen wir den einfach. Oder wir malen einen Baum oder eine Rakete oder einen Totenkopf mit Flügeln oder Haaren oder was auch immer. Wahrscheinlich werden sich die Kunsthistoriker nach uns den Kopf darüber zerbrechen, wo wir eigentlich einzuordnen sind.

Aaron Vinn: Wenn man immer den gleichen Stil hat, kopiert man sich ja auch immer wieder selbst. Und deshalb wollten wir von Anfang an keine Zuordnung haben.

business-on.de: Ist das die Message, die ihr mit eurer Kunst vermitteln wollt? Sei frei und lass dich nicht in eine Schublade pressen?

Iven Orx: Genau! Die Message wäre einfach: Tu das, was du willst!

business-on.de: Ihr habt vorhin bereits gesagt, dass ihr den Himmel auf die Erde holen möchtet. Woran glaubt ihr?

Iven Orx: Also wir glauben an viele Götter, obwohl wir nicht religiös sind. Für uns ist unsere Kunst unsere Religion. Aber wir glauben an Götter, die bei uns sind. Wir versuchen ja auch, mit einigen Kunstwerken manche Götter darzustellen, die uns hier bewachen und besuchen. Aber grundsätzlich ist unsere Kunst nicht religionsbezogen.

business-on.de: Ihr seid sehr erfolgreich. Was bedeutet das für euch?

Iven Orx: Für uns bedeutet das wieder Freiheit. Der finanzielle Erfolg erlaubt uns, immer neue Projekte zu machen. Der immaterielle Erfolg ist für uns die Freude in den Augen der anderen Menschen, die unsere Kunst sehen und sich damit auseinandersetzen. Nicht jeder muss unsere Kunst lieben, aber allein der Fakt, dass man sich mit unserer Kunst auseinandersetzt und sagt, dass dies etwas ist, was man noch nie zuvor gesehen hat, gibt uns wieder den Antrieb zu dem, was wir machen.

business-on.de: Eure beiden Väter haben auch gemalt. War es dadurch leichter für euch, euren Eltern zu vermitteln, dass ihr jetzt Künstler seid, oder waren sie der Ansicht, dass ihr etwas finanziell Sichereres tun solltet?

Aaron Vinn: Bei unseren Vätern war das ja kein Job, sondern einfach nur Hobby. Es war aber so, dass es uns den Anreiz gegeben hat, es zu versuchen. Auch weil vorher schon eine gewisse Kreativität in uns steckte. Aber als junger Mensch versucht man ja, allen gerecht zu werden, und man hat beigebracht bekommen, dass man etwas Vernünftiges lernen sollte. Aber es bringt nichts, wenn es einen nicht glücklich macht.

Iven Orx: Unsere Eltern waren anfangs nicht begeistert, aber wir haben uns durchgesetzt. Wir haben es einfach gemacht. Und als sie sahen, dass wir schon unsere ersten Kunstwerke für ca. 300 Dollar nach Amerika verkauft hatten, sagten sie, dass es ja dann nicht so schlecht sein könne, was wir da machen. Dieser allgemeine Glaube, dass die Kunst brotlos ist, stimmt nicht ganz so. Ich denke, wenn man etwas mit vollem Herzen macht, egal was es ist, ob Kunst oder Kochen, dann hat man immer Erfolg. Wenn man das tut, was man liebt. Das ist auch unsere Message: Tu, was du liebst.

business-on.de: Was war bisher euer größter Erfolg?

Iven Orx: Unserer eigener Offspace ist unser größter Erfolg. Dass wir das tun können, was wir tun wollen, und zwar ohne Einschränkungen.

Aaron Vinn: Da war aber auch ein bisschen Glück dabei, denn wir wollten eigentlich etwas Schöneres und Größeres und haben uns etwa 20-30 Ateliers angeschaut. Und dieses hier war das Allerletzte, welches wir uns angesehen haben. Wir kamen und dachten vorher: Ach, das wird sowieso nix. Schließlich war das so etwas wie ein Lager. Aber das Schicksal wollte es so. Es ist ja auch herrlich groß, man verläuft sich fast hier. Und das ist genau das, was wir wollten. Wir haben auf unser Herz gehört, nicht auf unseren Verstand, und deshalb sind wir jetzt hier und es ist alles gut geworden. Damals sah es hier ja auch noch völlig anders aus, weil alles auf die Marzipanherstellung ausgelegt war.

business-on.de: Habt ihr Vorbilder? Und wenn ja, wer ist es?

Iven Orx: Also direkte Vorbilder haben wir nicht, denn das, was wir machen, ist schon etwas Anderes und etwas Neues. Natürlich kennen wir in der Kunstwelt Persönlichkeiten, die wir bewundern, wie z. B. Marcel Duchamp oder Mary Bauermeister, bei der wir einige Jahre Kunstavantgarde gelernt haben. Sie ist eine gute Freundin und Mentorin.

Aaron Vinn: Aber jemand, von dem wir sagen, dass wir so werden wollen, so jemanden haben wir nicht.

business-on.de: Bei unserem Rundgang durch eure Ausstellung habe ich eine Wand gesehen mit dem Titel „Die Zeit der Rebellion“. Gegen was habt ihr rebelliert?

Iven Orx: Gegen die dunkle Kunst. Das war die Zeit, als wir die ganzen Museen besucht und uns ein Bild über Kunst gemacht haben. Da haben wir festgestellt, dass fast alles schwarz-weiß ist, und beschlossen, dass unsere Kunst anders sein soll. Anders als alles, was man bisher kannte. Seitdem haben wir begonnen, bunte Kunstwerke zu machen, fröhliche Kunst. Danach kam die Zeit der Götter, die Zeit des Auflebens.

business-on.de: Ihr arbeitet auch mit Holzuntergründen wie im Mittelalter. Wie seid ihr darauf gekommen?

Iven Orx: Die Objekte geben uns die Freiheit, die Form selbst zu bestimmen. Also das umzusetzen, was einem vorschwebt. Man ist nicht gezwungen, immer ein Rechteck zu bemalen. Man kann jede Form wählen. Das Holz kaufen wir als große Platten und schneiden sie so aus, wie wir es haben möchten. Bei Andy Warhol kann man dann zum Beispiel dreidimensionale Haare ausschneiden. Und auch das Gesicht, wie es hier zu sehen ist, bekommt man nur schwer auf eine Leinwand. Man könnte es malen, ja. Aber wir wollten andere Dimensionen und mehr Tiefe.

business-on.de: Habt ihr darüber gelesen oder wie habt ihr das entdeckt?

Iven Orx: Nein, das haben wir eines Tages einfach so gemacht.

Aaron Vinn: Das entsteht bei uns immer aus einem „Lass es uns einfach versuchen.“ Es gibt so viele Regeln und Zwänge, die wir auferlegt bekommen oder die uns vorgesagt werden: „Das kann man nicht machen.“ Oder: „Das sollte man nicht machen.“ Aber wir möchten die Erfahrung gerne selber machen.

business-on.de: Wisst ihr noch, was das erste eigene Werk war, welches ihr verkauft habt?

Iven Orx: Das war ein abstraktes Bild und es wurde über eBay nach Amerika verkauft. Damals, als wir noch kein Atelier hatten, sondern in der Wohnung malten, haben wir unsere Bilder noch nicht auf Rahmen gespannt, wie wir es jetzt machen. Wir haben sie damals aufgerollt in einem Plastikrohr verkauft.

business-on.de: Holt ihr euch gegenseitig die Meinung voneinander ein und fragt euch, wie der andere das findet?

Iven Orx: Oh ja, ja, wir reflektieren uns gegenseitig. Ich glaube, das ist auch sehr wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen können. Dass der eine dem anderen seine ehrliche Meinung sagen kann.

Aaron Vinn: Ja, das ist ein ewiger Austausch. Manche Ideen kommen auch nicht so gut an beim anderen. Dann wird ein bisschen diskutiert, aber im Grunde sind wir immer auf der gleichen Ebene. Nur wenn die Idee gut ist, ist sie meist mit Aufwand verbunden. Da müssen wir erst diskutieren, ob wir das wirklich wollen.

business-on.de: Erstellt jeder seine eigenen Werke oder arbeitet ihr an jedem Werk gemeinsam?

Iven Orx: Wir machen alles zusammen. Alles, was du hier siehst, ob das die gemalten Bilder sind oder die Installationen, machen wir zusammen.

business-on.de: Kommt es vor, dass der andere etwas ablehnt und keine Lust auf eine Idee hat?

Iven Orx: Nein, wir teilen uns die Arbeit ja auf.

Aaron Vinn: Es gibt Prozesse, an denen wir beide gleichzeitig arbeiten. Meistens ist es so: Wir haben eine Idee, der eine zeichnet es auf, der andere findet es ganz furchtbar, dann ist es irgendwann fertig und jeder findet es toll. Genauso wie bei unserem Kunstwerk der Wolke. Am Anfang sollte es nicht so groß werden, nicht so überdimensional und auch nicht mit so großen Strahlen. Es sollte alles eigentlich ein bisschen minimalistisch werden. Aber als es fertig war, fanden wir es gut.

Iven Orx: Ja, nur dauerte es über ein Jahr, bis es fertig war.

business-on.de: Wie lange dauert es, bis ein Kunstwerk fertig ist? Von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung?

Iven Orx: Bei Bildern sind das so ungefähr zwei bis zweieinhalb Monate. Bis alles getrocknet ist usw. Die Leinwände bauen wir auch selbst, das sind keine Gekauften. Wir verwenden besonderes Holz aus Italien, welches wir dort bestellen und das unseren Vorstellungen entspricht. Und die Stoffe werden auch aufgespannt. Das ist alles keine Standardware, die man bei uns kauft. Alles wird in unserer Werkstatt zugesägt, die Stoffe werden aufgespannt und nachher wird erst die Leinwand bemalt. Das Ganze ist ein Prozess, der bis zu drei Monaten dauern kann. Bei den anderen Kunstwerken dauert es schon mal länger, wie bei der Queen. An der haben wir über ein Jahr gearbeitet, bis sie fertig war. Oder auch die Wolke, von der wir gerade sprachen … Das sind schon zeitintensivere Arbeiten, die dauern. Schließlich sind das ja alles Swarovski-Kristalle, das ist alles Blattgold, und das muss man von Hand machen.

business-on.de: Gibt es bei euch Phasen, in denen ihr unkreativ seid oder in denen drei Tage nichts geht?

Iven Orx: Also drei Tage nicht, aber manchmal ist es so, dass man wirklich keine Zeit hat und wir genug andere Sachen zu tun haben. Dann wird halt keine Kunst gemacht, sondern vielleicht Bürokram. Oder wir gehen einfach ein Museum besuchen oder eine Ausstellung. Das tun wir auch sehr gerne. Wir haben wirklich immer etwas zu tun. Langeweile gibt es bei uns nicht und auch keine Zeit, um uns auszuruhen.

business-on.de: Da sind wir gleich beim nächsten Thema: Was macht ihr in eurer Freizeit?
(Lachen beide) Iven Orx: Ja, wenn wir keine Kunst machen, dann besuchen wir wirklich Museen und Ausstellungen. Oder auch Kunstmessen. Köln ist ja berühmt für die Art Cologne. Und dann gibt es auch noch die Cologne Fine Art im Herbst. Da sind wir dann auf Kunstmessen unterwegs und sehen uns die ganze Welt der Kunst an, weil wir ja keine Zeit haben, so weit zu reisen, nach Amerika oder Japan. Dann kommt eben die Kunst nach Köln und wir sehen uns hier vor Ort an, was es Neues in der Kunstwelt gibt.

business-on.de: Also seid ihr wirklich immer von Kunst umgeben und ihr macht nicht z. B. mal einen Kochabend, um abzuschalten?

Iven Orx: Oh doch, wir kochen auch selbst, ja. Das machen wir. Wir haben hier eine große Küche, in der wir selbst kochen. Aber das sind einfach Pausen zwischendurch. Dann kocht der eine, also Aaron oder ich, und dann machen wir eine halbe oder eine Stunde Pause. Es gibt leckeres Essen, wir unterhalten uns und tauschen uns über unsere Ideen aus. Aber alles passiert hier in unserem Atelier. Also keine Zeit für Urlaub oder Hobbies oder andere Vergnügen. (Lachen beide)

business-on.de: Habt ihr eine Vision? Und wenn ja, welche?

Iven Orx: Ja, unsere Vision ist, die Welt etwas bunter und fröhlicher zu machen. Dass die Menschen durch unsere Kunst ihr eigenes Stück Himmel auf der Erde haben. Indem sie fröhlicher werden und etwas abschalten können, mit guter Kunst.

business-on.de: Habt ihr selbst ein Lieblingswerk? Entweder von euch oder von einem anderen Künstler?

Iven fragt Aaron: Hast du eins?

Aaron Vinn: Hm, das ist eine gute Frage. Das ist so, wie mit den eigenen Kindern. Man liebt sie alle.

Iven Orx: Also ich glaube, die Queen ist unserer Lieblingskunstwerk. Weil das eine unserer ersten Installationen ist, die wir gemacht haben. Und damit verbinden wir natürlich auch viele Erinnerungen. Es gab letztens einen Investor, der sich für diese Queen interessierte und sie gern haben wollte für seine
Sammlung. Aber wir hadern noch mit uns, ob wir das wirklich möchten. Denn wenn unsere Queen nicht mehr da ist, was machen wir dann? Es gibt doch nur eine Queen. (Lachen beide)

business-on.de: Wie ist das für euch, wenn ihr eines eurer Kunstwerke weggebt?

Aaron Vinn: Ja, es tut immer ein bisschen weh, aber es … kommt auch immer darauf an. Wir haben dann wieder Platz für etwas Neues. Es ist schon wirklich viel, was wir hier haben.

Iven Orx: Aber zum Beispiel Arbeiten, an denen wir ein ganzes Jahr gearbeitet haben, die tun schon etwas mehr weh.

business-on.de: Bleibt ihr auch nach einem Verkauf mit den Käufern in Verbindung?

Iven Orx: Ja. Wir bekommen immer Mails und Anrufe von Menschen, die uns seit vielen Jahren begleiten. Viele haben schon ganz viele Bilder von uns, auch andere Kunstwerke. Sie sammeln mittlerweile unsere Kunst. Und ja, wir haben unsere Fanbase, die sich immer über uns auf dem laufenden hält und uns unterstützt. Die auch sagt: „Mensch, das ist so toll, was ihr hier alles macht.“ Und: „Macht weiter so.“ Und das gibt uns sehr viel Kraft.

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Selbstporträt “Confidence”

Selbstporträt “Confidence”

Götter gelten als unsterblich

Gewiss, es mögen sich zwischen Olymp und Zenit sehr wohl auch schon einmal Veränderungen innerhalb der Hierarchien ergeben, aber nach wie vor ist es Königshäusern wie Künstlern vorbehalten, sich auf göttlichen Auftrag zu berufen.

Im aufgeklärten einundzwanzigsten Jahrhundert kann die Menschheit lesen, nutzt alle zur Verfügung stehenden Medien ist allzeit online und präsent, ob nun akustisch, in 2D oder 3D und allen Darstellungsformen, die da noch kommen mögen.

Wir sind das Künstlerduo Iven Orx und Aaron Vinn, beruflich wie privat ein Team an der Seite von Kunst und ihren Möglichkeiten. Wir sind davon überzeugt, dass die Welt noch stets nach Bildern schreit. Sie will sich an Opulenz und Farbenfreude satt sehen, auch um die Farben der Dokumentationen über das Grau in Grau optimal verarbeiten zu können, sich individuell zu erheben und bestärkt und entspannter die Anwesenheit auf Zeit auf dieser Erde mitverantwortlich bestreiten zu können.

Der Himmel beweist es, es gibt keine Farbe, die es nicht gibt.

Mit unserer Kunst greifen wir dieses Angebot auf und geben ihm eine Form und unseren Namen. Der Himmel ist unsere Muse, unsere Inspiration und gleichzeitig die Hauptinstanz, um unsere disziplinierte Arbeit konstant zu hinterfragen und uns in jeder Zeit zu beflügeln.

Die Gegenwart ist nun einmal avantgardexpressiv und wir befleißigen uns mit den Mitteln zeitgemäßer Demut unserem Selbstanspruch an Gestaltungsideen und Ausdrucksformen gerecht zu werden und dazu beizutragen den Istzustand der Ordnung in der Welt zu verändern und dabei jeden anzusprechen, ganz gleich, ob dieser nun eher absolutistisch denkt oder sich Aufklärung und Humanismus verpflichtet fühlt.

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Buch “Rat der inneren Stimme: Sensibilisierung der intuitiven Intelligenz”

Buch: “Rat der inneren Stimme: Sensibilisierung der intuitiven Intelligenz”

Das Buch “Rat der inneren Stimme: Sensibilisierung der intuitiven Intelligenz” von Maria Therese Löw ist eine äußerst spannende Lektüre, die dazu beiträgt, die Kunst von Iven Orx und Aaron Vinn besser zu verstehen. Die Autorin führt eine detaillierte Analyse durch, die sich mit der Rolle und dem Wirkmechanismus der intuitiven, transrationalen Technik der Transformation beschäftigt. Dabei untersucht sie die Bedeutung dieses Ansatzes jenseits rationaler Erwägungen.

Neben den bereits bekannten und renommierten Künstlern der Vergangenheit wie Dali, Chagall und Chirico, rückt das Buch auch Iven Orx und Aaron Vinn in den Fokus, um sie als beispielhafte Vertreter für die Verwendung und die Wirkung des Transzendenten als künstlerisches Sujet zu betrachten.

Durch diese tiefgehende Analyse gewährt das Buch dem Leser einen fundierten Einblick in die Welt der transzendenten Ästhetik und deren Auswirkungen auf den Rezipienten. Es bietet somit eine bereichernde Perspektive, um die Werke von Iven Orx und Aaron Vinn in einem neuen Licht zu betrachten und ihre künstlerischen Schöpfungen auf einer tieferen Ebene zu erfassen.

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Fachpublikation “Investieren in das, was man liebt”

Die Wirtschaft Köln – Ausgabe 04 / 2019

“Investieren in das, was man liebt”

Der Kunstmarkt lebt auch von emotionalen Werten

Wer in Kunst investiert, bewegt sich auf schwierigem Terrain. Denn im Gegensatz zu Aktien oder Gold lässt sich der Wert, oder vielmehr der Preis, eines Kunstwerkes nicht an Börsenkursen ablesen. Und auch ein Käufer muss erst gefunden werden, einer, der genau dieses eine zu verkaufende Kunstwerk selbst als Wertanlage begreift oder in dessen Sammlung es hineinpasst.

In nur wenigen Assetklassen sind die Preisfindung sowie ein Verkauf so komplex wie bei Kunst. Zwar gibt es einen echten Markt, der von Angebot und Nachfrage bestimmt wird, aber das einzelne Kunstwerk geht eben weit über den rein materiellen Wert hinaus. Und so ist das Anlagerisiko hoch, wenn man ausschließlich auf finanzielle Parameter schaut. Und dennoch kann es sich lohnen, in Kunst zu investieren.

Das Motto muss daher lauten: kaufen, was einem gefällt. Wer Gemälde besitzt, die auch einen emotionalen Wert haben, die die eigene Individualität unterstreichen und mit denen man sich gerne umgibt, hat weniger Probleme damit, wenn sich nicht sofort der gewünschte Erlös erzielen lässt. Kunst muss man lieben – auch dann, wenn man sie primär als Kapitalanlage begreift.

Jetzt hat es freilich keinen Sinn, sich alles zu kaufen, nur weil es gefällt. Ein paar zusätzliche strategische und kaufmännische Hardfacts gibt es schon – auch und gerade bei Kunst. Ein einzelnes Gemälde wird auch kaum als Investition funktionieren. Wer Kunst als Investment begreift, muss zum Kunstsammler werden, der hier und da etwas Neues erwirbt, sich aber auch von einzelnen Werken trennt, wenn die Zeit reif ist. Kaufen, verkaufen, sammeln, erweitern … man muss sich kümmern. Und das nicht nur im kaufmännischen Sinne, sondern auch organisatorisch. Wer mehrere Gemälde, Skulpturen oder Arbeiten besitzt, muss diese angemessen lagern, entsprechend hoch versichern und sich um den Substanzerhalt kümmern. Kunst ist was für Liebhaber, auch und gerade dann, wenn es um Geld geht. Man muss sich mit Kunst etwas auskennen, gute Berater haben und sich auf eine bestimmte Richtung festlegen. Eine Sammlung sollte halbwegs konsistent sein, sodass man als Anleger auf Trends reagieren kann und in seinem Genre zum Experten wird. Auch deswegen hat es Sinn, in Kunst zu investieren, zu der man eine emotionale Bindung hat.

Dazu gehört auch, sich mit den Gesetzen des Kunstmarktes etwas vertraut zu machen, was wiederum bedeutet, nicht nur die Kunstwerke, sondern auch die Künstler zu kennen, von denen man diese erwirbt. Denn im Grunde sind es die Künstler und ihre Vermarktung, die Kunst am Ende wertvoll machen. Ist der Künstler en vogue, medial präsent, in Museen vertreten und von namhaften Galeristen gehypt, sind auch seine Werke wertvoll. Arbeitet ein Künstler mehr als Hobbyist und produziert nicht regelmäßig Neues, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass ein Kunstwerk im Wert steigt.

Im Grunde ist ein erfolgreicher Künstler immer auch ein erfolgreicher Unternehmer. Nur wer regelmäßig neue Werke produziert, hat überhaupt einen Marktwert und kann im Kunstmarkt stattfinden. Hat der Künstler einen Galeristen? Wenn ja, steigen die Preise automatisch, denn der Galerist nimmt in der Regel bis zu 50 Prozent Aufschlag für seine Leistungen. Das wiederum kann er nur, wenn er seitens des Kunstschaffenden regelmäßig Nachschub bekommt, sodass er auch ein regelmäßiges Geschäft machen kann, und wenn er der Meinung ist, die entsprechenden Preise auch durchzusetzen. Alternativ gibt es Produzentengalerien, also solche, in denen die Künstler ihre eigenen Werke anbieten und verkaufen. Das alles produziert Kosten – für Räume, Mitarbeiter und Materialien, die ein Künstler erst mal wieder einnehmen muss. Hier lassen sich Künstler in Teilen bewerten wie ein Unternehmen. Es gibt Kosten, Umsätze und Gewinne, Lagerbestände und eben die Werte der Kunstwerke. Als Kunstinvestor muss man sich auf die Künstler einlassen, auf ihre Produktivität, auf ihren Stil, auf ihre Absatzkanäle.

Das gilt besonders für Künstler, die ihre Werke (noch) für Preise zwischen 2000 und 5000 Euro anbieten. Hier würde man als Investment-Kunstkäufer wohl von einer Frühphasenförderung sprechen. Glaubt man an die Künstler, ihr Potenzial und ihre Zukunft und gefallen die Werke, sind die möglichen Renditen schier unendlich – wenn man etwas Geduld mitbringt und damit leben kann, dass die Bilder am Ende vielleicht doch nur die eigenen vier Wände zieren. Investorentechnisch ist es Wagniskapital. Hier sollte man ganz besonders darauf achten, dass einem gefällt, was man besitzt. Idealerweise arbeitet man als Investor hier sogar mit den Künstlern zusammen und unterstützt ihre Marktentwicklung.

In der Liga darüber kosten einzelne Kunstwerke dann schon um die 50.000 Euro. Hier braucht man also ein dickeres Portemonnaie als Investor, kann aber auch sicher sein, dass sich der Wert einigermaßen erhält, wenn der Kunstmarkt nicht vollständig einbricht. Eine Wertsteigerungsgarantie gibt es aber auch hier nicht. Allerdings ist der wahrscheinliche Wertsteigerungssprung von 50.000 Euro auf 100.000 Euro oder gar 200.000 Euro größer als der von einem Anfänger in die Liga der 50.000er.

Ganz oben in der Hierarchie stehen die sogenannten Blue Chips. Ähnlich wie bei Aktien beschreibt der Begriff sichere Häfen. Blue Chips, das sind die internationalen Top-10-Künstler wie etwa Andy Warhol oder Gerhard Richter. Ihre Werke erzielen Millionenwerte bei Versteigerungen, sind aber auch schwer zu bekommen – von den Kosten des Einkaufs und der Versicherung ganz zu schweigen.

Grundsätzlich bemisst sich der Wert von Kunstgemälden nach einer Formel: Breite plus Höhe in Zentimetern mal Künstlerfaktor. Der Künstlerfaktor ergibt sich aus dem Marktwert des Künstlers. Der Künstlerfaktor ist eine Punkteskala. Ein Anfänger liegt bei 1 bis 10. Je höher der Künstlerfaktor, desto wertvoller das Kunstwerk. Hier zeigt sich dann auch wieder, dass eigentlich nicht das Kunstwerk den Wert bestimmt, sondern der Künstler. Wird der gut vermarktet, etwa durch einen Galeristen, steigen seine Werke im Wert. Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: Der Kunstmarkt ist sehr volatil. Es gibt Aufs und Abs, Moden und Trends und keinen definierbaren Wert für Kunstobjekte. Wer in Kunst investiert, muss sich auskennen und braucht gute Berater, ein Team, das aus Sachverständigen, Gutachtern und Sammlern besteht. Man muss Augen und Ohren offen halten und sich mit den Künstlern selbst befassen, denn der Künstler macht den Wert des Gemäldes. Man muss selbst Sammler sein, sich für Kunst interessieren und enge Kontakte zu Künstlern, Galeristen und Kennern halten. Und man braucht Geduld, bis sich ein Künstler entwickelt.

Wer diese Themen beherzigt, kann mit Kunst nicht nur Geld verdienen, sondern auch viel Freude haben. Kunst als Investment ist ein Risiko, verursacht Kosten für Lagerung und Versicherung sowie Zeitaufwand. Deswegen muss man Kunst lieben. Wer Kunst nur kauft, um des monetären Ertrages willen, ansonsten das Betrachten von Gemälden und das Verhandeln mit Galeristen und Künstlern verabscheut, sollte die Finger von Kunst als Anlage lassen. Man muss in das investieren, was man liebt. Kunst ist eine Assetklasse für Liebhaber, für Menschen mit Muße und dem Hang zum Genuss. Das schnelle Geld winkt hier nicht.

Bevor man sich mit dem Thema beschäftigt, lohnt es sich, Galerien und Museen zu besuchen, Kunstvereine oder Werkstätten. Es gilt zuallererst herauszufinden, was man möchte, und sich Ziele zu setzen. Was ist man bereit einzusetzen? Was ist man bereit zu verlieren? Wer sind potenzielle Verkäufer und Käufer? Was hat noch Entwicklungspotenzial? Darf das Geld gebunden sein? Wer plötzlich schnell ein Bild verkaufen muss, macht sicher keinen guten Schnitt, zumal auch die einschlägigen Kunstauktionen Regeln folgen und einen längeren Vorlauf verlangen, den man kennen sollte.

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Interview “Wie viel Unternehmer darf und muss im Künstler stecken?”

Als Künstler begeistern sie Menschen auf der ganzen Welt. In Köln sind sie schon längst kein geheimer Tipp mehr in der Kunstszene. Sie arbeiten mit ausgefallenen Materialien, stellen ihre Farben selber her, kurz gesagt: von der Stange ist hier gar nichts! Doch mit ihrer eigenen Galerie sind sie auch Unternehmer. Wie viel Unternehmer darf, oder muss, aber im Künstler stecken? Und wie berechnet sich eigentlich der Preis für so ein Kunstwerk? Die Antworten geben Iven Orx & Aaron Vinn im persönlichen Gespräch und berichten außerdem von der millionenschweren Maschinerie der weltweiten Kunstszene, in der es inzwischen oft mehr ums Geld als um die Kunst selber geht.

business-on.de: Wer ist eure Zielgruppe?

Iven Orx: Unsere Zielgruppe sind Menschen, die Kunst etwas anders erleben möchten. Das kann jeder sein. Das sind Ärzte, Unternehmer, Lehrer, das sind ganz normale Menschen. Wir haben auch zwei Kunden, die Priester sind. Also ganz querbeet. Ich glaube, es geht nicht darum, woher man kommt, sondern wie man die Kunst empfinden möchte und empfindet. So gibt es auch Kunstsammler und Investoren, die Kunst kaufen und sich davon Wertzuwachs versprechen.


business-on.de: Als Unternehmen ist es wichtig, ein Alleinstellungsmerkmal zu haben, um sich von Mitbewerbern zu unterscheiden. Was unterscheidet euch von anderen Künstlern?

Iven Orx: Wir verwenden sehr unterschiedliche Materialen, die nicht so bekannt sind. Wie z. B. Blattgold. Das hat man im Mittelalter benutzt für Ikonen und Ikonenmalerei, aber weniger für Kunst. Auch Glitzer ist ein Material, das man eher für Weihnachtsartikel benutzt als für Kunstwerke. Dann gibt es die abstrakten Gemälde, die wir machen. Die malen wir mit Farben, die wir selbst anmischen und herstellen. Unsere Farben haben mehr Tiefe und eine bessere Pigmentierung. Die Qualität und unsere Ideen machen uns anders. Und auch wir selbst sind das Besondere. Unser Leben einfach … Wenn man ein Stück von uns besitzen möchte und es kauft, dann kauft man auch unsere Geschichte, ein Stück vom Künstler selbst. Aus Erfahrung können wir sagen, dass sich unsere Kunden sehr für uns und unsere Kunst interessieren. Wie wir dazu gekommen sind usw. Sie beobachten ganz genau, wie wir uns weiterentwickeln.


business-on.de: Apropos beobachten: Wie ist das mit den Mitbewerbern? Gerade Deutschland ist ja ein Land der Zertifikate und Qualitätsnachweise. Wie sind eure Mitbewerber damit umgegangen, dass ihr Kunst nicht studiert habt, sondern einfach aus dem Bauch heraus auf den Markt gegangen seid?

Iven Orx: Ja, das ist eben so. Es gibt zwei Wege. Die gab es schon immer, auch im Mittelalter. Es gibt den akademischen Weg, wo man auf eine Kunstakademie gehen und dort lernen kann, Künstler zu sein. Wir haben aber festgestellt, dass wir nicht Künstler werden wollen, sondern das wir es bereits sind. Und das war von Anfang an so. Deswegen haben wir den etwas schwierigeren Weg gewählt, aus uns heraus Kunst zu machen und nicht erst durch Professoren und Formeln zur Kunst zu kommen. Aber das ist ja auch die Besonderheit, dass man sich keinem Stil unterwirft. Und dass man damit nicht eingeordnet und auch nicht „schubladisiert“ werden kann. Man verbindet uns nicht mit einer bestimmten Schublade oder einem bestimmten Menschen, sondern mit etwas, was nicht stereotypisch ist. Wir hatten eine Mentorin, in deren Sinne wir viele Ausstellungen gemacht haben. Das ist die Mary Bauermeister, das ist die Avantgarde der sechziger Jahre. Sie hat uns viel über Kunst beigebracht. Sie ist ja sehr viel in den größten und wichtigsten Museen der Welt vertreten. Und sie sagte immer zu uns: „Jungs, bleibt so, wie ihr seid! Lasst euch nicht von einer Schule oder einer Akademie einengen.“ Sie selbst hat das auch gemacht. Sie hat damals ein Studium angefangen aber dieses nach einigen Monaten abgebrochen, weil sie eben auch erkannt hat, dass sie mit ihrer Kunstgabe alleine viel weiter kommt. Und so treten wir in die Fußstapfen der alten Meister, die aus sich heraus ihrem kreativen Geist freien Lauf gelassen haben.


business-on.de: Das Paradies für Künstler ist eigentlich New York. Dort sind die großartigsten Galerien und Museen. Ihr seid in Köln. Wie lebt es sich als Künstler in Köln?

Iven Orx: Super! (lacht) Das Paradies ist da, wo das Herz eines Menschen ist, denke ich. Und unser Herz schlägt für Köln und für das, was wir tun. Wir haben uns mit unserer Galerie, die wir schon seit zwölf Jahren führen, eben diese Freiheit geschaffen, von den großen Global Playern, wie eben die großen Galerien in New York, unabhängig zu sein und uns verwirklichen zu können. Wir müssen niemandem nachlaufen, uns keinen Trends unterwerfen und wir müssen uns auch nicht von anderen Künstlern inspirieren lassen. Denn unsere Inspiration sind wir selbst über unsere Herzen. Von daher sind wir sehr glücklich darüber, dass wir nicht diesem allgemeinen Denken nachgeben müssen, dass man dort sein müsse, wo die große Kunst passiert und wo andere darüber entscheiden, was Kunst ist oder wie gut sie ist. Wir bestimmen selbst, was Kunst ist, und ich denke, uns gelingt das bisher ganz gut.


business-on.de: Als Künstler seid ihr gleichzeitig Unternehmer. Damit seid ihr auch für die Themen Buchhaltung, Finanzen etc. verantwortlich. Wie schafft ihr den Spagat zwischen eurer Kreativität als Künstler und den unternehmerischen Anforderungen mit Zahlen, Daten, Fakten?

Iven Orx: Zunächst einmal haben wir einen sehr guten Steuerberater, der fast alles für uns macht. Und wir kennen auch einen sehr guten Galeristen, der uns immer Tipps gibt, wie man erfolgreich auf dem Kunstmarkt bestehen kann. Da gibt es also sehr gute Menschen in unserem Umfeld, die es gut mit uns meinen und die uns helfen, den unternehmerischen Pfad erfolgreich zu beschreiten. Alles andere ist „learning by doing“. Die Anfangsjahre waren sehr schwer für uns, weil wir mit der Galerie gleich in größere Gewässer gesprungen sind. Da gab es ganz am Anfang auch Monate, in denen wir uns von einem Sack Reis ernährt haben aus dem indischen Geschäft um die Ecke, damit wir das Geld hatten, um die Miete zu bezahlen. Es ist ja nicht so, dass wir von Anfang an zig Kunden hatten und dass jeder von uns wusste. Aber im Laufe der Zeit haben wir gelernt, das Unternehmen gut und erfolgreich zu führen. Gute Werbung zu machen. Dadurch, dass wir uns ja auch weiterentwickeln, Messen besuchen und immer wieder neue Kontakte knüpfen zu Menschen aus der Kunstszene, sind wir inzwischen in Köln zu einer Institution geworden.


business-on.de: Ist Netzwerken ein wichtiger Pfeiler für erfolgreiches Business?

Iven Orx: Ja, ich denke, für einen Unternehmer ist es das Allerwichtigste, ein Netzwerk zu haben.


business-on.de: Welche Investitionen sind nötig, um als Künstler erfolgreich zu sein?

Iven Orx: Also, ich denke, die wichtigste Investition ist Zeit. Malen lernt man beim Malen – so sagt man. Und wenn man ein erfolgreicher Künstler werden möchte, muss man etwas tun, und zwar mit ganzem Einsatz. Wir machen beispielsweise gar keinen Urlaub, wir fahren nirgendwo hin, wir sind Tag und Nacht Künstler und Unternehmer. Und wenn man etwas gut machen möchte, dann muss man es ganz machen. Da gibt es keine Arbeitszeit. Es ist nicht so, dass wir um 9 Uhr anfangen, Unternehmer zu sein und uns oben im Büro einfinden. Wir denken ständig und permanent an alle Faktoren. Da gibt es keine Trennung.

Aaron Vinn: Aber man muss auch sagen, dass man schon umstellen muss. Denn wenn man kreativ ist, denkt man anders, als wenn man geschäftsmäßig denkt. Man merkt das schon. Es ist nicht so, dass bei dem einen die linke (Gehirnhälfte) angeht und die rechte ausgeht. Aber man merkt schon, dass man anders agieren muss.

Iven Orx: Als Künstler würde man am liebsten der Welt die Kunst schenken. Aber als Unternehmer muss man immer daran denken, dass man seine fixen Kosten im Monat hat. Die Galerie muss bezahlt werden, die Stromrechnung, die Google-Werbung … Und das summiert sich alles zu vielen tausenden Euro. Dann gibt es Mitarbeiter, die uns helfen Rahmen zu bauen. Dann haben wir die Auslieferung der Bilder. Dafür haben wir einen Transporter, um hier im Umkreis unsere Bilder zu liefern. Das alles ist der Unternehmer in uns, der immer sagt: „Am Ende des Monats musst du von dem, was du machst, leben und die Rechnungen bezahlen.“ Das darf man nie vergessen. Und das ist tatsächlich ein Spagat.


business-on.de: Wie berechnet sich der Preis für ein Kunstwerk?

Iven Orx: Wir kalkulieren da nach einer sehr bekannten Formel. Wir machen das so, dass wir Breite + Höhe rechnen, multipliziert mit dem sogenannten Künstlerfaktor. Der Künstlerfaktor ergibt sich daraus, dass die Anfänger . . . Also es gibt eine Punkteskala von 1 bis „open end“ und Anfänger erreichen etwa eine Punkteskala von 1-10. Das ergibt den Künstlerfaktor. Dadurch, dass wir eine sogenannte Produzentengalerie sind, d. h. bei uns kauft man die Kunst ohne Vermittler, ohne einen Galeristen, der in der Regel nochmal 50 % Aufschlag berechnet, bekommt man die Kunst bei uns etwas günstiger. So berechnen wir den Preis – und im Vergleich zum Gesamtmarkt für Kunst ist das dann noch bezahlbar. Und wir möchten, dass das auch so bleibt. Deswegen haben wir keinen externen Galeristen, sondern betreiben die Galerie selbst.


business-on.de: Wie unterscheidet sich der deutsche Kunstmarkt von dem anderer Länder?

Iven Orx: Ich glaube, durch das Internet hat sich der Kunstmarkt sehr liberalisiert. Die Mechanismen sind überall in der westlichen Welt mittlerweile die gleichen. In New York geht es vielleicht etwas schriller und aufwändiger zu als hier in Köln. Wir haben noch bezahlbare Kunst. Dann gibt es noch die Kunstspekulanten. Das sind die „blue chips“ mit den zehn teuersten Künstlern der Welt. Da wird aber wirklich spekuliert und die Preise werden nach Lust und Laune gemacht. Das hat nichts mehr mit kostendeckender Galerie zu tun, sondern viel mehr mit Spekulation.


business-on.de: Wer setzt die Trends in der Kunstszene? Gibt es, wie in der Modebranche, sogenannte Trendsetter?

Iven Orx: Ja, aber die werden gemacht, durch diese Spekulanten. Da gibt es dann solche Werke wie die von Jeff Koons, die für 91 Millionen Dollar versteigert werden.


business-on.de: Bleiben wir gleich mal bei der Figur von Jeff Koons, die vor kurzem für 91 Millionen Dollar versteigert wurde. Wie entstehen solche Preise?

Aaron Vinn: Da steckt eine riesige Maschinerie hinter, die Zeit und Energie investiert, um so einen Künstler voranzutreiben und den Marktpreis zu steigern. Das ist einfach die grundlegende Aufgabe von Spekulanten und Galeristen. Kunst ist ja etwas, das kein Mensch braucht. Kunst ist etwas, was Freude bereitet und gleichzeitig eine Investition ist. Bei den großen Künstlern, die man auf der ganzen Welt kennt, wie Warhol, Koons oder Lichtenstein, lässt diese Maschinerie den Preis immer höher steigen. Das ist, wie gesagt, die Grundaufgabe dieses Systems.

Iven Orx: Dabei geht es aber nur ums Geld und nicht um die Kunst selbst oder was sie darstellt – dass sie Freude macht. Man kauft es, weil es eben teuer ist.

Aaron Vinn: Auch diesen gerade angesprochenen Hasen (Jeff Koons „Rabbit“) hat man schon eine Million Mal gesehen, weil er sich ja immer wieder selbst kopiert.


business-on.de: Kunst ist ja, wie ihr gerade selber sagtet, ein Investitionsobjekt geworden. Verändert das den Charakter der Kunst?

Iven Orx: Ich denke, unsere Welt ist so gestaltet, dass man den Faktor Geld nicht mehr ausklammern kann. Ob es um Gesundheit geht oder ums Essen, um Kleidung oder um ein Auto – bei all diesen Dingen spielt Geld eine Rolle, und so ist es auch bei der Kunst. Der Unterschied ist nur die Frage, ob ich ein Kunstwerk als Spekulationsobjekt erwerbe, um damit Geld zu verdienen, oder als Kunstwerk, das mir wirklich Freude bereitet und das einen gewissen Wert hat. Die Werthaltigkeit in diesem Fall berechnet sich aber nicht nach der Spekulation, weil jemand das verlangt, sondern danach, wie gut der Künstler ist, wie engagiert. Das nennt man dann die Produktivität des Künstlers. Wie produktiv ist der Künstler? Bleibt er dabei oder macht er das nur nebenher als Hobby? Macht er das zu Hause oder hat er ein professionelles Atelier? Hat er eine Galerie, die ihn vertritt, oder hat er eine eigene Galerie, so wie wir? Das alles sind Faktoren, die wichtig sind, wenn man nicht nur den ideellen Wert berechnet.

Unsere Bilder und die Kunstwerke kosten inzwischen auch schon etwas Geld, also fast ein paar tausend Euro. Und das möchte man nicht wegwerfen, das Geld. Wenn ich bedenke – ganz am Anfang haben wir Bilder für 200 Dollar verkauft, jetzt kosten sie 2.000-3.000€. Das ist schon eine gute Wertsteigerung innerhalb von 10-12 Jahren.


business-on.de: Wie fühlt ihr euch dabei als Künstler? Seid ihr stolz über so eine Wertsteigerung oder habt ihr mehr Bedenken, dass der ideelle Wert dabei verloren geht und eure Kunst zu kommerziell wird?

Aaron Vinn: Das Kommerzielle sehe ich jetzt dabei nicht. Ich denke, dass wir es richtig machen.

Iven Orx: Ja, und man freut sich auch für die Menschen, die sehen, dass es uns zwei immer noch gibt, nach über 10 Jahren, und dass wir uns entwickelt haben. Sie sehen, dass wir jetzt eine Galerie haben, dass die Kunstwerke teurer sind. Und ja, da haben wir alles richtig gemacht. Das war jetzt der Unternehmer in mir, der gerade sprach.


business-on.de: Und was sagt der Künstler in dir?

Iven Orx: Der Künstler würde sagen: „Das ist mir egal.“ Und ja, der Wert wäre mir egal.

Aaron Vinn: Wir als Künstler haben so einen Bezug zu unseren Werken, das kommt aus dem Herzen, das kann man gar nicht in Geld darstellen.

Iven Orx: Wir haben letztens eine WhatsApp-Nachricht von einem Galeristen aus Italien bekommen. Der hat in der Zeitperiode aus unseren Anfängen damals Bilder gekauft und jetzt hat er uns zwei Fotos von diesen Bilder geschickt. Die hängen bei ihm zu Hause. Er hat sie nicht veräußert, sondern schön eingerahmt und für sich selbst behalten. Darauf waren wir wirklich sehr stolz. Der ist unser Fan und ist Fan geblieben, über die viele Jahre. Es erfüllt uns mit Stolz, dass selbst jemand, der vom Kunsthandel lebt, sie bei sich behält, weil sie ihm gefallen und er sie für gut erachtet.


business-on.de: Waren haben normalerweise einen funktionalen Zweck. Den hat Kunst nicht. Warum, denkt ihr, geben Menschen dennoch viel Geld für Kunst aus?

Aaron Vinn: Der Antrieb ist wahrscheinlich unterschiedlich. Die einen wollen vielleicht Individualität darstellen oder den eigenen Charakter in ihrem Zuhause oder Büro widerspiegeln.

Iven Orx: Und bei hochwertiger Kunst geht es ja um Qualität. Hochwertige Kunst, die professionell gemacht ist, muss ja Geld kosten. Kosten, die anfallen bei der Produktion und bei allem, was man so tut … Sodass man den Qualitätsfaktor schon über den Preis erkennen kann. Das spekulative mal ausgeschlossen. Wenn ich zum Beispiel unsere Materialen betrachte, so kostet es immer unermesslich viel Geld, was wir bestellen an Blattgold, Farben, Holz und Stoffen. Das ist alles hochwertige Qualität. Denn wir möchten, dass die Kunstwerke über Jahrzehnte oder vielleicht auch über Jahrhunderte auch formstabil und die Farben farbecht bleiben. Dass wir für die Nachwelt etwas hinterlassen. Ja, und das schlägt sich eben im Preis nieder, denn für 100 € kann man diese Qualität nicht herstellen.

Aaron Vinn: Das reicht nicht mal für eine Leinwand.business-on.de: Gibt es Umstände, durch die sich der Preis ändern kann?

Iven Orx: Ja, die gibt es. Wir haben zum Beispiel eine Produzentengalerie. Das heißt, unsere Preise enthalten den Galeristenpreisaufschlag nicht. Und der kann bis zu 50 % betragen. Sollten wir uns jetzt entschließen, einen Galeristen zu nehmen, weil wir immer weniger Zeit haben und diese in die Produktion der Kunstwerke stecken wollen, dann würde sich der Preis bei uns ändern. Die Preise würden in die Höhe schießen, weil der Galerist bis zu 50 % Preisaufschlag nimmt für seine Tätigkeit, denn er hat ja auch Kosten und Einsätze. Er ist auf Kunstmessen vertreten usw.


business-on.de: Übernimmt ein Galerist auch das Marketing und die Promotion?

Iven Orx: Ja, der übernimmt auch das Marketing.

Aaron Vinn: Man kann grob unterscheiden zwischen einem Kunsthändler, der verschiedene Kunstwerke anbietet, und dem Galeristen, der sich mit Herzblut für seine Künstler engagiert.


business-on.de: Was empfehlt ihr Menschen, die ihr Geld in Kunst investieren möchten? Was sollten sie sammeln, was beachten?

Iven Orx: Wenn man nicht unbedingt die „blue chips“ (die 10 teuersten Künstler der Welt) wählt, sondern in dem bezahlbaren Bereich bleibt, in dem wir uns betätigen, empfehlen wir den Menschen, wirklich Kunst zu kaufen, die man liebt. Denn man lebt mit der Kunst zusammen. Das Kunstwerk wird zu einem Teil des Lebens. Man kommt nach Hause, setzt sich in sein Wohnzimmer und sieht ein schönes Gemälde oder ein Wandobjekt. Dabei muss man sich schon wohlfühlen. Und man sollte darauf achten, dass das Kunstwerk von einem professionellen Künstler kommt, der wirklich hauptberuflich arbeitet und der für das, was er macht, wirklich lebt und sein Fach gelernt hat. Mit diesem Kauf verliert das Bild auch nicht an Wert, sondern der steigert sich mit der Zeit. Und das ist eine gute Sache, wenn man materiell in Wert investiert. Aber primär sollte einem ein Kunstwerk wirklich gefallen. Man sollte das kaufen, was einen im Herzen berührt.


business-on.de: Welche unternehmerischen Risiken habt ihr als Künstler?

Aaron Vinn: Das einzige Risiko wäre, wenn einer von uns ausfällt, wegen Krankheit oder so.

Iven Orx: Wir teilen uns ja die Bereiche. Jeder hat so seine Aufgaben und wenn einer krank wird, ist das schon problematisch. Weil wir ja auch die Galerie führen und Verpflichtungen in Bezug auf das Unternehmen haben, wie die Verantwortung für die Mitarbeiter etc.

Aaron Vinn: Aber als Unternehmer wird man ja nicht krank. Wir machen das einfach nicht.


business-on.de: Wie vermarktet ihr euch heute?

Iven Orx: Die Hauptader im Marketing ist bei uns die Mundpropaganda. Mittlerweile haben wir die Galerie hier seit zwölf Jahren und man erzählt sich davon. Man sagt, Köln ist wie ein Dorf. Der eine erzählt dem anderen, dass er ein tolles Kunstwerk gekauft hat oder dass er tolle Künstler kennt, die eine Galerie haben. Darüber kommt sehr viel. Und natürlich Google-Anzeigen. Man findet uns auch sehr gut bei Google.

Aaron Vinn: Vielleicht noch als Besonderheit bei uns. Denn im Gegensatz zu vielen Galerien, in die man reingeht und oft gar nicht weiß, wo man sich befindet, sind wir da transparent. Bei uns kann man alles auch online erwerben. Zu „transparent“ zählt für uns auch, dass wir nicht die Preise nach Lust und Laune bestimmen, sondern so, wie es seriös ist. Also dass wir eine Preistransparenz haben. Und wir haben diese Mischform: Onlinegeschäft mit Galerie.

Damit sind wir sehr zeitgemäß. Viele Käufer sind z. B. im Ausland. Nach Italien haben wir schon verkauft und nach Monaco. Die Leute, die Unternehmer, haben auch keine Zeit, von einer Galerie zur nächsten zu rennen. Wir hatten vor einem halben Jahr einen Interessenten, der sagte, er sei in zehn Galerien gewesen, hier in Köln, an zwei Nachmittagen. Dafür hatte er sich extra freigenommen.

Iven Orx: Ja, und da hängen dann fünf Kunstwerke. Wir haben hier ungefähr 400 Kunstwerke in unserer Galerie. Da kann man schon etwas Passendes finden. Und wir nehmen uns Zeit – das ist unsere Besonderheit, dass wir nur auf Termin arbeiten und manchmal Tage der offenen Tür haben, wo jeder kommen kann. Aber wenn ein Kunstinteressent da ist, dann nehmen wir uns Zeit für ihn. Wir arbeiten also auf Termin, wir nehmen uns zwei bis drei Stunden Zeit, um wirklich herauszufinden, für was er schwärmt. Er kann alles über uns erfahren, über unsere Kunst, über die Qualität. Er kann sich etwas Passendes aussuchen. Wir fahren auch zum Kunden hin, mit einer Auswahl von Kunstwerken, wenn jemand z. B. mehrere kaufen möchte, um ein Haus mit Kunst zu bestücken. Wir schauen, wie die Räumlichkeiten aussehen, wo was am besten passt, und wir erstellen ein Konzept mit Kunst, die wirklich zum Interessenten passt. Und das macht uns nochmal ein Stück weit besonders. Deswegen funktioniert die Mundpropaganda so gut, weil man sich so etwas erzählt. Das ist etwas Besonderes. Wenn man in eine andere Galerie geht, dann ist es oft so, dass da drei oder vier Kunstwerke hängen, höchstens fünf. Und dann wird man auch noch so böse beäugt, dass man sich nicht einmal traut – und das haben wir beide selbst erlebt hier in Köln – nachzufragen, was dieses bedeutet oder wie viel jenes Kunstwerk kostet. Bei uns ist das anders. Bei uns wird viel gelacht und man kann uns alles fragen und alles erfahren über uns.


business-on.de: Wie wichtig sind Kunstmessen?

Iven Orx: Ja, Kunstmessen, das ist so eine Sache. Also für das Image einer Galerie sind Kunstmessen sehr entscheidend. Es ist wichtig, dass man dort vertreten ist. Was den Umsatz betrifft, ist es nicht wichtig, das wissen wir aus den Galeristenkreisen hier in Köln. Das ist mehr ein Verlustgeschäft. Denn man verkauft auf einer Kunstmesse kaum etwas. Das ist nur um präsent zu sein, für das Image, und das schlägt sich auch auf den Preis am Ende nieder. Deswegen machen wir keine Kunstmessen mit, weil wir gesagt haben, dass das am Ende nicht dem Kunden, also dem Käufer selbst, dient, sondern es nur die Preise in die Höhe treibt. Und das ist nicht nötig.


business-on.de: Ist Kunst Business oder Hobby?

Iven Orx: Für uns ist es weder noch. Ich kann ja nur für uns beide sprechen, aber Kunst ist für uns Erfüllung. Es ist also weder Hobby noch Business. Es ist das, wofür wir brennen.

Aaron Vinn: Es ist so wie bei Lagerfeld. Er hatte auch keine Hobbies. Seine Arbeit war seine Erfüllung. Und so ist es bei uns auch.


business-on.de: Wie funktioniert der Kunstmarkt eurer Ansicht nach?


Aaron Vinn: Das ist eine sehr weit gefasste Frage.

Iven Orx: Wir haben vorhin von den „blue chips“ gesprochen. Das ist die andere Welt, wie der Kunstmarkt funktioniert. Ich kann wieder nur für uns sprechen und für uns ist Kunst ein Kulturgut. Es ist weder Ware noch etwas, das man über den Geldbeutel betrachten möchte. Es ist Lifestyle. Es ist ein Stück Leben. Und wie der Kunstmarkt funktioniert … Ich glaube, jeder muss für sich selbst – egal, ob man Galerist ist oder Künstler – seinen Weg herausfinden, also wo man die Erfüllung für sich findet. Da gibt es keine Regel, die besagt, der Markt funktioniert so und da musst du das so und so machen oder anders. Ich denke, bei uns ist das ein Mischfaktor, eine Institution, die aus vielen Faktoren besteht. Aber das ist keine Regel. Man kann nicht sagen: „So funktioniert das und nicht anders.“ Kunst ist etwas ganz Individuelles und Persönliches.

Wir empfehlen jedem Künstler authentisch zu bleiben, so zu sein wie man ist, einfach die Innerlichkeit in Form von Kunst nach außen tragen und sich zu verwirklichen. Dann kommt auch der Erfolg, der stellt sich von selbst ein. Ob das jetzt eine eigene Galerie ist oder ein Galerist von dem man entdeckt wird … Die Wege sind verschieden. Das Wichtigste ist, dass man das, was man liebt, auch macht.