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Interview “Tu, was du willst: die Freiheit der Kunst jenseits aller Schubladen”

Interview: “Tu, was du willst: die Freiheit der Kunst jenseits aller Schubladen”

„Tu das, was du willst.” Das ist die Message von Iven Orx & Aaron Vinn, einem angesagten Künstlerduo mit eigenem Offspace in Köln. Ihre Kunst ist einfach anders, jedes ihrer Kunstwerke ist eigen, passt in keine Schublade. Und das ist gut so, finden die beiden Quereinsteiger. Ihre Kunst, auf die einfach kein Etikett passt, begeistert inzwischen Kunden aus aller Welt. „Wenn man sich einem Stil unterwirft, dann schränkt man sich selbst ein.“ Im Interview erzählen sie von ihrem ungewöhnlichen Einstieg in die Welt der Kunst und was ihre Art zu arbeiten und zu erschaffen mit Freiheit zu tun hat.

business-on.de: Wie habt ihr beide euch kennengelernt?

Iven Orx: Wir haben uns hier in Köln in einer Bar kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir beide noch nicht, dass wir Künstler sind. Wir kamen ins Gespräch, fanden uns sympathisch und so ist der Kontakt entstanden. Das ist jetzt ca. 15 Jahre her.

business-on.de: Wie seid ihr dann zur Kunst gekommen?

Iven Orx: Wir haben uns irgendwann entschlossen, in Köln gemeinsam in eine WG zu ziehen. Eines Abends saßen wir zusammen und uns fiel auf, dass unsere beiden Väter malten. Es waren keine professionellen Künstler, sondern einfach kreative Menschen, die das mal gemacht haben. Darüber haben wir gesprochen und uns gefragt, wie es wäre, wenn wir auch malen würden. Das war der Anfang von allem. Da waren wir ungefähr 20 Jahre alt.

Wir haben dann am selben Abend noch Malutensilien, kleine Leinwände und Farben gekauft und losgelegt. Zu unserem eigenen Erstaunen waren die Menschen von dem, was wir gemalt haben, begeistert. Dann haben wir unsere ersten Bilder bei eBay in Amerika eingestellt und nach ein paar Tagen waren alle verkauft. So haben wir uns gesagt, dass da irgendein Zauber sein muss und wir das weitermachen sollten. Außerdem hat es uns so viel Spaß gemacht, dass wir innerhalb kürzester Zeit unsere Wohnung in ein Atelier verwandelt haben. Überall waren Farben und in jeder Ecke standen Leinwände. Es kam dann einfach immer häufiger dazu. Ein paar Monate später mussten wir unsere Möbel verkaufen, um Platz zu schaffen. Als es dann nicht mehr weiterging, haben wir uns nach einem Atelier umgesehen. Am Neumarkt in Köln, in einer ehemaligen Marzipanfabrik, fanden wir genau das, was wir suchten. Das hat uns so gut gefallen, dass wir sagten: Ok, wir versuchen es. Wir springen jetzt ins kalte Wasser und richten uns hier ein, mit einem eigenen Offspace. Das ist jetzt 12 Jahre her.

business-on.de: Habt ihr vorher eine Berufsausbildung gemacht oder studiert?

Iven Orx: Ja, wir haben zuerst beide kaufmännische Berufe gelernt, aber das war nicht das Wahre für uns. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nicht das Richtige gefunden, sondern suchten noch nach unserer Erfüllung. Wir haben dann beide erst einmal gejobbt.

business-on.de: Ihr habt angefangen zu malen. Inzwischen habt ihr auch Vögel und andere phantasievolle Werke geschaffen. Wie kam es dazu, auch solche Projekte umzusetzen?

Iven Orx: Ja, das kam mit der Zeit. Begonnen haben wir mit den normalen Kunstwerken, dann haben wir die Welt bereist und viele Museen besucht. Dabei fanden wir die Kunst oft etwas traurig und langweilig. Wir sahen viele schwarze Kunstwerke und dunkle Bilder und da haben wir bemerkt, dass wir genau das nicht wollen. Wir wollen, dass unsere Kunst fröhlich ist, dass sie den Menschen viel Freude bereitet und ihnen Glück spenden kann. So haben wir uns nach und nach entwickelt und irgendwann auch versucht, mit anderen Materialien zu arbeiten. Mit Gold, Glitzer und bunten Farben. Dabei merkten wir, dass wir die vorhandenen Farben nicht gut fanden. Deshalb haben wir angefangen, unsere Farben selbst herzustellen. Damit sie leuchtender sind, mehr Kraft und Power haben. Und so sind unsere Werke immer bunter und fröhlicher geworden.

business-on.de: Was war euer allererstes Werk?

Iven Orx: Das sind zwei kleinere Aquarelle und sie hängen in unserer Ausstellung. Oben ist der Wotan und unten ist die Walküre, so heißt das Werk auch. Die sind unverkäuflich. Die möchten wir gern behalten, sie bringen uns Glück. Das ist wie bei Dagobert Duck mit seinem ersten Penny.

business-on.de: Was fasziniert euch an Kunst?

Aaron Vinn: Die Freiheit. Wir können machen, was wir wollen, wir können nehmen, was wir wollen, können zusammenstellen, was wir möchten. Eigentlich ist es nur so, dass etwas Geist bekommt, und das ist gleichzeitig die Herausforderung.

Iven Orx: Und dass wir uns verwirklichen können. Wir haben festgestellt, und das ist uns auch von anderen gesagt worden, dass wir mit unserer Kreativität begnadet sind. Dieses Geschenk möchten wir den Menschen gern weitergeben. Wir wollen den Menschen mit unseren Werken ein Stück Himmel auf die Erde bringen. Und jeder Mensch kann mit diesem Stückchen Himmel ein bisschen glücklicher sein. Das ist das, was uns fasziniert, wenn Kunden oder Interessenten zu uns kommen: wie sie dann schwärmen und wir in ihre leuchtenden Augen sehen. Egal, ob Kinder oder Erwachsene. Das ist unser Lob und das gibt uns die Kraft, weiterzumachen und immer neue Kunstwerke zu erschaffen.

business-on.de: Wo kommen eure Kunden her?

Iven Orx: Mittlerweile kommen sie aus der ganzen Welt. Aus Belgien, Dänemark, den Niederlanden und auch aus Schweden. Da unterhalten wir uns dann immer auf Schwedisch-Deutsch. Aber überwiegend kommen sie tatsächlich aus der Region über Mundpropaganda, weil wir inzwischen so etwas wie ein Geheimtipp unter den Künstlern sind.

business-on.de: Woher kommen eure Ideen?

Iven Orx: Also, wir haben jeden Tag bestimmt hundert verschiedene Ideen. Mittlerweile schreiben wir einige davon auf. Ja, die Ideen sind einfach auf einmal da. Wir haben also keine Probleme mit kreativen Ideen. Wir haben vielmehr ein zeitliches Problem. Deswegen arbeiten wir auch viel nachts, weil es da einfach viel ruhiger ist.

Aaron Vinn: Es ist aber auch oft so, dass manche Kunstwerke als Idee geboren werden und wir uns sagen, dass wir z. B. die Queen auf eine andere Art und Weise darstellen wollen. Dann entwickelt sich erst im Laufe der Zeit etwas daraus. Manches fängt auch ganz klein an und wird dann auf einmal riesig groß. Wie unsere Marilyn Monroe. Ganz am Anfang war sie noch ohne Hut, einfach nur gemalt. Dann bekam sie noch echte Haare und es kamen immer weitere Sachen hinzu. Also „work in progress“.

Iven Orx: Und Marilyn Monroe ist immer noch nicht fertig. Sie bekommt sicher auch noch Licht.

business-on.de: Wie würdet ihr selbst euren Stil beschreiben?

Iven Orx: Hm. (überlegt) Eigentlich haben wir gar keinen Stil. Wir möchten auch gar keinen Stil haben. Wir denken, wenn man sich einem Stil unterwirft, dann schränkt man sich selbst ein. Wenn man nur abstrakte, expressionistische Bilder malt, dann ist man in den Augen der Welt in so einer Art Schublade. Und das möchten wir nicht. Wir möchten einfach freigeistig arbeiten und das tun, wozu wir Lust haben. Wenn wir also einen Vogel machen möchten, dann machen wir den einfach. Oder wir malen einen Baum oder eine Rakete oder einen Totenkopf mit Flügeln oder Haaren oder was auch immer. Wahrscheinlich werden sich die Kunsthistoriker nach uns den Kopf darüber zerbrechen, wo wir eigentlich einzuordnen sind.

Aaron Vinn: Wenn man immer den gleichen Stil hat, kopiert man sich ja auch immer wieder selbst. Und deshalb wollten wir von Anfang an keine Zuordnung haben.

business-on.de: Ist das die Message, die ihr mit eurer Kunst vermitteln wollt? Sei frei und lass dich nicht in eine Schublade pressen?

Iven Orx: Genau! Die Message wäre einfach: Tu das, was du willst!

business-on.de: Ihr habt vorhin bereits gesagt, dass ihr den Himmel auf die Erde holen möchtet. Woran glaubt ihr?

Iven Orx: Also wir glauben an viele Götter, obwohl wir nicht religiös sind. Für uns ist unsere Kunst unsere Religion. Aber wir glauben an Götter, die bei uns sind. Wir versuchen ja auch, mit einigen Kunstwerken manche Götter darzustellen, die uns hier bewachen und besuchen. Aber grundsätzlich ist unsere Kunst nicht religionsbezogen.

business-on.de: Ihr seid sehr erfolgreich. Was bedeutet das für euch?

Iven Orx: Für uns bedeutet das wieder Freiheit. Der finanzielle Erfolg erlaubt uns, immer neue Projekte zu machen. Der immaterielle Erfolg ist für uns die Freude in den Augen der anderen Menschen, die unsere Kunst sehen und sich damit auseinandersetzen. Nicht jeder muss unsere Kunst lieben, aber allein der Fakt, dass man sich mit unserer Kunst auseinandersetzt und sagt, dass dies etwas ist, was man noch nie zuvor gesehen hat, gibt uns wieder den Antrieb zu dem, was wir machen.

business-on.de: Eure beiden Väter haben auch gemalt. War es dadurch leichter für euch, euren Eltern zu vermitteln, dass ihr jetzt Künstler seid, oder waren sie der Ansicht, dass ihr etwas finanziell Sichereres tun solltet?

Aaron Vinn: Bei unseren Vätern war das ja kein Job, sondern einfach nur Hobby. Es war aber so, dass es uns den Anreiz gegeben hat, es zu versuchen. Auch weil vorher schon eine gewisse Kreativität in uns steckte. Aber als junger Mensch versucht man ja, allen gerecht zu werden, und man hat beigebracht bekommen, dass man etwas Vernünftiges lernen sollte. Aber es bringt nichts, wenn es einen nicht glücklich macht.

Iven Orx: Unsere Eltern waren anfangs nicht begeistert, aber wir haben uns durchgesetzt. Wir haben es einfach gemacht. Und als sie sahen, dass wir schon unsere ersten Kunstwerke für ca. 300 Dollar nach Amerika verkauft hatten, sagten sie, dass es ja dann nicht so schlecht sein könne, was wir da machen. Dieser allgemeine Glaube, dass die Kunst brotlos ist, stimmt nicht ganz so. Ich denke, wenn man etwas mit vollem Herzen macht, egal was es ist, ob Kunst oder Kochen, dann hat man immer Erfolg. Wenn man das tut, was man liebt. Das ist auch unsere Message: Tu, was du liebst.

business-on.de: Was war bisher euer größter Erfolg?

Iven Orx: Unserer eigener Offspace ist unser größter Erfolg. Dass wir das tun können, was wir tun wollen, und zwar ohne Einschränkungen.

Aaron Vinn: Da war aber auch ein bisschen Glück dabei, denn wir wollten eigentlich etwas Schöneres und Größeres und haben uns etwa 20-30 Ateliers angeschaut. Und dieses hier war das Allerletzte, welches wir uns angesehen haben. Wir kamen und dachten vorher: Ach, das wird sowieso nix. Schließlich war das so etwas wie ein Lager. Aber das Schicksal wollte es so. Es ist ja auch herrlich groß, man verläuft sich fast hier. Und das ist genau das, was wir wollten. Wir haben auf unser Herz gehört, nicht auf unseren Verstand, und deshalb sind wir jetzt hier und es ist alles gut geworden. Damals sah es hier ja auch noch völlig anders aus, weil alles auf die Marzipanherstellung ausgelegt war.

business-on.de: Habt ihr Vorbilder? Und wenn ja, wer ist es?

Iven Orx: Also direkte Vorbilder haben wir nicht, denn das, was wir machen, ist schon etwas Anderes und etwas Neues. Natürlich kennen wir in der Kunstwelt Persönlichkeiten, die wir bewundern, wie z. B. Marcel Duchamp oder Mary Bauermeister, bei der wir einige Jahre Kunstavantgarde gelernt haben. Sie ist eine gute Freundin und Mentorin.

Aaron Vinn: Aber jemand, von dem wir sagen, dass wir so werden wollen, so jemanden haben wir nicht.

business-on.de: Bei unserem Rundgang durch eure Ausstellung habe ich eine Wand gesehen mit dem Titel „Die Zeit der Rebellion“. Gegen was habt ihr rebelliert?

Iven Orx: Gegen die dunkle Kunst. Das war die Zeit, als wir die ganzen Museen besucht und uns ein Bild über Kunst gemacht haben. Da haben wir festgestellt, dass fast alles schwarz-weiß ist, und beschlossen, dass unsere Kunst anders sein soll. Anders als alles, was man bisher kannte. Seitdem haben wir begonnen, bunte Kunstwerke zu machen, fröhliche Kunst. Danach kam die Zeit der Götter, die Zeit des Auflebens.

business-on.de: Ihr arbeitet auch mit Holzuntergründen wie im Mittelalter. Wie seid ihr darauf gekommen?

Iven Orx: Die Objekte geben uns die Freiheit, die Form selbst zu bestimmen. Also das umzusetzen, was einem vorschwebt. Man ist nicht gezwungen, immer ein Rechteck zu bemalen. Man kann jede Form wählen. Das Holz kaufen wir als große Platten und schneiden sie so aus, wie wir es haben möchten. Bei Andy Warhol kann man dann zum Beispiel dreidimensionale Haare ausschneiden. Und auch das Gesicht, wie es hier zu sehen ist, bekommt man nur schwer auf eine Leinwand. Man könnte es malen, ja. Aber wir wollten andere Dimensionen und mehr Tiefe.

business-on.de: Habt ihr darüber gelesen oder wie habt ihr das entdeckt?

Iven Orx: Nein, das haben wir eines Tages einfach so gemacht.

Aaron Vinn: Das entsteht bei uns immer aus einem „Lass es uns einfach versuchen.“ Es gibt so viele Regeln und Zwänge, die wir auferlegt bekommen oder die uns vorgesagt werden: „Das kann man nicht machen.“ Oder: „Das sollte man nicht machen.“ Aber wir möchten die Erfahrung gerne selber machen.

business-on.de: Wisst ihr noch, was das erste eigene Werk war, welches ihr verkauft habt?

Iven Orx: Das war ein abstraktes Bild und es wurde über eBay nach Amerika verkauft. Damals, als wir noch kein Atelier hatten, sondern in der Wohnung malten, haben wir unsere Bilder noch nicht auf Rahmen gespannt, wie wir es jetzt machen. Wir haben sie damals aufgerollt in einem Plastikrohr verkauft.

business-on.de: Holt ihr euch gegenseitig die Meinung voneinander ein und fragt euch, wie der andere das findet?

Iven Orx: Oh ja, ja, wir reflektieren uns gegenseitig. Ich glaube, das ist auch sehr wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen können. Dass der eine dem anderen seine ehrliche Meinung sagen kann.

Aaron Vinn: Ja, das ist ein ewiger Austausch. Manche Ideen kommen auch nicht so gut an beim anderen. Dann wird ein bisschen diskutiert, aber im Grunde sind wir immer auf der gleichen Ebene. Nur wenn die Idee gut ist, ist sie meist mit Aufwand verbunden. Da müssen wir erst diskutieren, ob wir das wirklich wollen.

business-on.de: Erstellt jeder seine eigenen Werke oder arbeitet ihr an jedem Werk gemeinsam?

Iven Orx: Wir machen alles zusammen. Alles, was du hier siehst, ob das die gemalten Bilder sind oder die Installationen, machen wir zusammen.

business-on.de: Kommt es vor, dass der andere etwas ablehnt und keine Lust auf eine Idee hat?

Iven Orx: Nein, wir teilen uns die Arbeit ja auf.

Aaron Vinn: Es gibt Prozesse, an denen wir beide gleichzeitig arbeiten. Meistens ist es so: Wir haben eine Idee, der eine zeichnet es auf, der andere findet es ganz furchtbar, dann ist es irgendwann fertig und jeder findet es toll. Genauso wie bei unserem Kunstwerk der Wolke. Am Anfang sollte es nicht so groß werden, nicht so überdimensional und auch nicht mit so großen Strahlen. Es sollte alles eigentlich ein bisschen minimalistisch werden. Aber als es fertig war, fanden wir es gut.

Iven Orx: Ja, nur dauerte es über ein Jahr, bis es fertig war.

business-on.de: Wie lange dauert es, bis ein Kunstwerk fertig ist? Von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung?

Iven Orx: Bei Bildern sind das so ungefähr zwei bis zweieinhalb Monate. Bis alles getrocknet ist usw. Die Leinwände bauen wir auch selbst, das sind keine Gekauften. Wir verwenden besonderes Holz aus Italien, welches wir dort bestellen und das unseren Vorstellungen entspricht. Und die Stoffe werden auch aufgespannt. Das ist alles keine Standardware, die man bei uns kauft. Alles wird in unserer Werkstatt zugesägt, die Stoffe werden aufgespannt und nachher wird erst die Leinwand bemalt. Das Ganze ist ein Prozess, der bis zu drei Monaten dauern kann. Bei den anderen Kunstwerken dauert es schon mal länger, wie bei der Queen. An der haben wir über ein Jahr gearbeitet, bis sie fertig war. Oder auch die Wolke, von der wir gerade sprachen … Das sind schon zeitintensivere Arbeiten, die dauern. Schließlich sind das ja alles Swarovski-Kristalle, das ist alles Blattgold, und das muss man von Hand machen.

business-on.de: Gibt es bei euch Phasen, in denen ihr unkreativ seid oder in denen drei Tage nichts geht?

Iven Orx: Also drei Tage nicht, aber manchmal ist es so, dass man wirklich keine Zeit hat und wir genug andere Sachen zu tun haben. Dann wird halt keine Kunst gemacht, sondern vielleicht Bürokram. Oder wir gehen einfach ein Museum besuchen oder eine Ausstellung. Das tun wir auch sehr gerne. Wir haben wirklich immer etwas zu tun. Langeweile gibt es bei uns nicht und auch keine Zeit, um uns auszuruhen.

business-on.de: Da sind wir gleich beim nächsten Thema: Was macht ihr in eurer Freizeit?
(Lachen beide) Iven Orx: Ja, wenn wir keine Kunst machen, dann besuchen wir wirklich Museen und Ausstellungen. Oder auch Kunstmessen. Köln ist ja berühmt für die Art Cologne. Und dann gibt es auch noch die Cologne Fine Art im Herbst. Da sind wir dann auf Kunstmessen unterwegs und sehen uns die ganze Welt der Kunst an, weil wir ja keine Zeit haben, so weit zu reisen, nach Amerika oder Japan. Dann kommt eben die Kunst nach Köln und wir sehen uns hier vor Ort an, was es Neues in der Kunstwelt gibt.

business-on.de: Also seid ihr wirklich immer von Kunst umgeben und ihr macht nicht z. B. mal einen Kochabend, um abzuschalten?

Iven Orx: Oh doch, wir kochen auch selbst, ja. Das machen wir. Wir haben hier eine große Küche, in der wir selbst kochen. Aber das sind einfach Pausen zwischendurch. Dann kocht der eine, also Aaron oder ich, und dann machen wir eine halbe oder eine Stunde Pause. Es gibt leckeres Essen, wir unterhalten uns und tauschen uns über unsere Ideen aus. Aber alles passiert hier in unserem Atelier. Also keine Zeit für Urlaub oder Hobbies oder andere Vergnügen. (Lachen beide)

business-on.de: Habt ihr eine Vision? Und wenn ja, welche?

Iven Orx: Ja, unsere Vision ist, die Welt etwas bunter und fröhlicher zu machen. Dass die Menschen durch unsere Kunst ihr eigenes Stück Himmel auf der Erde haben. Indem sie fröhlicher werden und etwas abschalten können, mit guter Kunst.

business-on.de: Habt ihr selbst ein Lieblingswerk? Entweder von euch oder von einem anderen Künstler?

Iven fragt Aaron: Hast du eins?

Aaron Vinn: Hm, das ist eine gute Frage. Das ist so, wie mit den eigenen Kindern. Man liebt sie alle.

Iven Orx: Also ich glaube, die Queen ist unserer Lieblingskunstwerk. Weil das eine unserer ersten Installationen ist, die wir gemacht haben. Und damit verbinden wir natürlich auch viele Erinnerungen. Es gab letztens einen Investor, der sich für diese Queen interessierte und sie gern haben wollte für seine
Sammlung. Aber wir hadern noch mit uns, ob wir das wirklich möchten. Denn wenn unsere Queen nicht mehr da ist, was machen wir dann? Es gibt doch nur eine Queen. (Lachen beide)

business-on.de: Wie ist das für euch, wenn ihr eines eurer Kunstwerke weggebt?

Aaron Vinn: Ja, es tut immer ein bisschen weh, aber es … kommt auch immer darauf an. Wir haben dann wieder Platz für etwas Neues. Es ist schon wirklich viel, was wir hier haben.

Iven Orx: Aber zum Beispiel Arbeiten, an denen wir ein ganzes Jahr gearbeitet haben, die tun schon etwas mehr weh.

business-on.de: Bleibt ihr auch nach einem Verkauf mit den Käufern in Verbindung?

Iven Orx: Ja. Wir bekommen immer Mails und Anrufe von Menschen, die uns seit vielen Jahren begleiten. Viele haben schon ganz viele Bilder von uns, auch andere Kunstwerke. Sie sammeln mittlerweile unsere Kunst. Und ja, wir haben unsere Fanbase, die sich immer über uns auf dem laufenden hält und uns unterstützt. Die auch sagt: „Mensch, das ist so toll, was ihr hier alles macht.“ Und: „Macht weiter so.“ Und das gibt uns sehr viel Kraft.