Die Grenzen überschreiten: Das transformative Werk von Iven Orx & Aaron Vinn

Iven Orx und Aaron Vinn sind zeitgenössische deutsche Künstler. In ihren Werken erkunden sie die Erweiterung der perzeptiven Erfahrung.

Rainer Maria Rilke, einer der bedeutendsten Lyriker des 20. Jahrhunderts, verfolgte einen tiefgründigen Zugang zur Kunst. Seine Kunstkonzeption basierte auf der Idee, dass wahre Kunst eine transzendente Verbindung zur inneren Welt der Künstler*innen herstellt und die Essenz des Lebens selbst einfängt. Rilkes kunsttheoretischer Ansatz ist von eminenter Relevanz für das Gesamtwerk von Orx und Vinn. Analog zu Rilke betonen sie die Selbstexploration und das persönliche Wachstum als essentielle Komponenten ihrer künstlerischen Praxis. Sie sind davon überzeugt, dass authentische Kunst nur durch eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst und die Erforschung eigener Empfindungen und Erfahrungen hervorgebracht wird. In ähnlicher Weise betrachten Orx und Vinn auch die Welt um sie herum mit tiefer Achtsamkeit und Sensibilität. Sie beobachten die Nuancen des Alltags, entdecken die Ästhetik in der Natur und im Menschen und lassen sich davon für ihre Werke inspirieren.

Durch das Mentorat bei der renommierten Avantgardekünstlerin Mary Bauermeister erlangten Orx und Vinn umfangreiches Fachwissen und eine tiefgehende Beherrschung der Kunst. Sie tauchten tief in ihren transrationalen künstlerischen Ansatz ein und wurden von ihrer avantgardistischen Denkweise inspiriert. Ihre Zusammenarbeit mit ihr als Assistenten ermöglichte es ihnen, von ihrem umfangreichen Erfahrungsschatz und ihrer herausragenden Expertise zu profitieren. Diese Verbindung hat zweifellos ihre künstlerische Entwicklung maßgeblich geformt. Bauermeister war Teil der Fluxus-Bewegung und ließ sich vom Einfluss C.G. Jungs inspirieren. Jung legte besonderes Augenmerk auf das Unbewusste, die Archetypen und die Verbindung von Kunst und Spiritualität. Dieser Einfluss von Jung auf Bauermeister fließt in die künstlerische Arbeit von Orx und Vinn ein.

Die künstlerische Philosophie von Iven Orx und Aaron Vinn zeigt Parallelen zum Konzept der Epiphanie aus James Joyces Werk. Joyce war ein bedeutender irischer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Sein Werk ist bekannt für ihre innovative experimentelle Schreibweise, die die Grenzen der traditionellen Erzählstruktur sprengte. Ein wesentliches Merkmal seiner Schreibweise war die Verwendung von inneren Monologen und Bewusstseinsströmen, die seine Leser*innen tief in die Gedankenwelt ihrer Charaktere eintauchen ließen. Epiphanien in James Joyces literarischem Werk beziehen sich auf Schlüsselmomente, in denen die Protagonisten plötzlich eine Erkenntnis oder Offenbarung erleben, die ihre Wahrnehmung der Welt oder ihrer eigenen Existenz grundlegend verändern. Diese Momente sind in der Regel banal oder alltäglich, haben jedoch eine tiefgreifende emotionale oder intellektuelle Bedeutung. Ähnlich wie Joyce betonen Orx und Vinn die Bedeutung von transzendentalen Momenten und tiefgreifenden Erkenntnissen in ihrer künstlerischen Praxis. Sie streben danach, die Dimensionen des Wahrnehmungserlebens zu erweitern. Durch ihre Kunst möchten sie die Betrachter*innen in eine tiefere Dimension des Seins führen und eine Verbindung zur universellen Lebensenergie herstellen. Dabei nutzen sie sowohl klassische als auch unkonventionelle Mittel, Materialien, Licht und Dimensionen, um ihre Visionen zu verwirklichen, ähnlich wie Joyce es in seiner experimentellen Schreibweise tat.

Die Erforschung der metaphysischen Essenz der Kunst und Transzendenz sind die zentralen Aspekte der künstlerischen Philosophie von Orx und Vinn. Ihr introspektives Werk vereint künstlerische Visionen, die traditionelle Grenzen durchbrechen. Überzeugt davon, dass wahre Kunst die Grenzen des Alltäglichen überwindet, streben sie danach, die Wahrnehmung der Betrachtenden zu erweitern.